Als Nina Bäuml die DENK.summit Bühne mit einem Kabelbaum um den Hals betritt, hören alle Gäste gespannt der Idee zu. Bei der Siegerehrung herrschte große Freude beim Team: Der 2. Platz ging an ams reichert.
Wer seid ihr? Und was macht ihr?
Wir sind Matthias Reichert, Matthias Pohl und Nina Bäuml von ams reichert GmbH und zusammen mit unserem Team revolutionieren wir die Produktion von Kabelsätzen mit unserer eigens entwickelten Automatisierungslösung.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell?
Unser Ideengeber Siegfried Reichert, war fast 40 Jahre in der Kabelsatzindustrie für Automotive tätig und hatte mit seinem Renteneintritt die Idee, die Produktion von Kabelsätzen zu automatisieren. Vom Keller in die Garage und jetzt in einer Produktionshalle wurde das Unternehmen eine Generation weiter, an Matthias Reichert übergeben. Zusammen mit unserem Team führen wir die Idee zur Marktreife.
Unser Geschäftsmodell sieht folgendermaßen aus: Wir werden uns zunächst auf das erste Standbein, die Vermarktung von kundenspezifischen Kabelsätzen in Nischenmärkten für kleine und mittlere Stückzahlen, konzentrieren. Unser hoher Automatisierungsgrad ermöglicht uns dabei die wirtschaftliche und wettbewerbsfähige Produktion in Deutschland. Diese Produktionsaufträge gewähren uns gleichzeitig die marktnahe Weiterentwicklung unserer Automatisierungslösung. Für Massenmärkte mit großen Volumina werden wir unsere Anlage in bestehende Kabelsatzproduktionen integrieren und vermieten, was zukünftig unser zweites Standbein darstellt.
Wie habt ihr die Finanzierung gestemmt?
Zum einen mit Eigenkapital und einer stillen Beteiligung durch die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG). Zum anderen mit einer Förderung des Bundeslandes Bayern mit dem Förderprogramm Bayern Innovativ (BayTOU).
Was war die bisher größte Herausforderung auf eurem Weg?
Große Konzerne haben uns immer gesagt: „Das geht nicht ohne Industrialisierungspartner, das schafft ihr nicht, ist nicht wirtschaftlich.“ Das hat uns aber keineswegs an uns und unserer Vision zweifeln lassen. Denn die Großen haben es uns bisher noch nicht zeigen können, wie es gehen kann, deshalb zeigen wir ihnen jetzt, wie es doch geht. Und dabei sind wir sehr realistisch. Wir werden Geduld haben müssen und es wird auch harte Zeiten geben, wie, als wir unseren ersten Prototypen produziert haben. Da haben wir festgestellt, dass wir noch nicht den Entwicklungsstand erreicht hatten, an dem wir dachten zu sein. Sowas holt einen natürlich auf den Boden der Tatsachen zurück. Rückblickend war das extrem hilfreich für unsere weitere Entwicklung. Wenn jedes erfolgreiche Unternehmen erst mit der 100%-Lösung auf den Markt gekommen wäre, würden die alle heute und die nächsten 20 Jahre noch entwickeln. Wenn man es nicht probiert, weiß mans nicht. Lieber früher einige Fehler mehr machen, bevor man Ziel vorbeientwickelt.
"Denn die Großen haben es uns bisher noch nicht zeigen können, wie es gehen kann, deswegen zeigen wir ihnen jetzt, wie es doch geht."
Wo soll es hingehen – wo seht ihr euch in drei Jahren?
Langfristig wollen wir zu einem global agierenden Unternehmen in der Kabelsatzindustrie heranwachsen. In drei Jahren sehen wir uns in unserem Produktionswerk mit mindestens 10 unserer Anlagen und einer weiteren, die wir als erste beim Kunden, in dessen bestehende Kabelsatzproduktion integrieren.
Was ratet ihr anderen Menschen, die gerade mit dem Gedanken spielen, ein Start-up zu gründen?
Wenn du von deiner Idee ausnahmslos überzeugt bist: Gib immer dein Bestes und gib nie auf.
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